Phonetische Möglichkeiten varietätsadäquater Übertragung von Dialekt und Regiolekt bei der Synchronisation
Ulrike A. Kaunzner
2019
Abstract
Dialekt und Regiolekt stellen für Übersetzer und Synchronsprecher eine besondere Herausforderung dar. Ins Standarddeutsche übersetzt und akzentfrei gesprochen, wirkt eine dialektale bzw. regional gefärbte Sprechweise in der Synchronisation nicht nur unnatürlich, es wird gegebenenfalls sogar die Kommunikationsabsicht „verfälscht“: Vor allem die Faktoren Emotionalität und Authentizität werden modifiziert bzw. reduziert. Während Stimme als Klangmedium in erster Linie biologische Merkmale (Alter, Geschlecht etc.) transportiert, werden mit dem Sprechausdruck soziolinguistische Eigenschaften verbunden, z.B. nationale, regionale, soziokulturelle Merkmale. Geht man davon aus, dass der Mensch beim Sprechen seine Persönlichkeit preisgibt und hiermit eine Wirkung im Rezipienten erzielt, stellt sich im Fall von synchronisierten Filmen die Frage nach der Authentizität dieser Wirkung, wenn der Ton (die Originalstimme) vom Originalbild getrennt und durch die Synchronstimme ersetzt wird. Neben der Frage nach phonetischen Möglichkeiten der varietätsadäquaten Anpassung bei der Synchronisation wird die Krimiserie Il commissario Montalbano diesbezüglich analysiert. In der deutschen Synchronfassung fällt eine Diskrepanz zwischen der Original- und der Synchronstimme und -sprechweise auf, die sich auf die Wahrnehmung beim Zuschauer/-hörer auswirkt. Dies wird schließlich in einer Studie anhand zweier Szenen der Krimiserie, jeweils mit dem Protagonisten Luca Zingaretti, in Bezug auf die Wirkung von Stimme, Sprechweise (Sprechausdruck und Prosodie) und im Hinblick auf Gestik untersucht. Die im Rahmen der beschriebenen Studie erzielten Ergebnisse ergeben, dass Zingarettis Sprechweise in der Synchronfassung in erster Linie durch den Parameter der Akzentanhäufungen imitiert und somit eine Art stereotype Sprechweise erzielt wird. Diese modifiziert jedoch vielfach die Wirkung Originals. Weiter klaffen Sprechweise und Körpersprache häufig auseinander, was die parallele Rezeption von Bild und Ton ebenfalls beeinflusst und zu signifikanten Unterschiede in der Perzeption bei deutschen Zuschauern im Vergleich zu italienischen Zuschauern führt.File in questo prodotto:
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